Agile Washing und New W-asch

Agile Washing und New W-ash


Agile ist in. Agile ist modern. Ein „must have“ für ein modernes Unternehmen im „war of talents“. Schon fast so „en vogue“ das man es sein muss… auch wenn man es nicht ist oder gar nicht sein will. Noch moderner ist nur noch eine Teal - Organisation und New Work. Das ist fresh, das ist woke!

Nun … das Problem ist natürlich… was tun wenn man Agilität als Wort oder Konzept um die Effizienz ganz toll findet … die agile Haltung und die Prinzipien die obige Konzepte implizieren nicht so toll findet weil:
- das Ergebnis sind selbstbestimmte, selbstbewusste mitdenkende Mitarbeiter
- weitgehender Hierarchie Abbau
- Transparenz im Informationsaustausch
- Toleranz im Umgang mit anderen Meinungen
- Machtverteilung
- es der Weg dort hin viel Kraft, Zeit und Raum braucht

… dann, ja dann …

…wendet man am besten Agile Washing an. Das funktioniert mit fast jedem Unternehmen. Wie das funktioniert? Ganz einfach:
die Worte Agilität, Flexibilität, Team, Kooperation, flache Hierarchien werden so oft wie möglich an allen offiziellen Stellen eingebracht. Vor allem natürlich auf die Mitarbeiter bezogen wie z.B.  bei Stellenbeschreibungen, Meetings- usw.
es werden möglichst viele Trainings und Coachings verabreicht in denen Agile Methoden vermittelt werden und die individuelle  Aktzeptanz  „Agilität“ eingeimpft werden.
es wir möglichst viel neue Software eingeführt um altes Vorgehen in ein neues Outfit zu stecken und noch besser überwachen zu können.
der Leistungs-Druck auf die Mitarbeiter wird erhöht weil sie ja jetzt agile sind und selbst bestimmen können ob und wann sie das überhöhte Leistungspensum im Home Office agil abarbeiten „wollen“.
wer sich dagegen positioniert, sich wehrt oder gar widerspricht ist nicht agil oder teamfähig oder beides.
und dann … na dann muss man nur warten. Der Funken an Hoffnung lässt die wahrhaftig agilen ans Licht treten und man kann Ihrer habhaft werden. Während einem die Zeit bereits den nächsten Trend in die Hände spielt 

Was wie Ironie oder Überspitzung klingt, ist leider oft Realität. Natürlich selten im vollen Umfang. Aber… die eine oder die andere Ausprägung findet sich leider viel zu oft vor. Eine Realität, die dazu führt, dass die echte tiefgreifende Transformation samt allem Potential diskreditiert wird. Es scheitern nämlich nicht die „Agile Washing Projekte“, oder bringen nicht den erwünschten Wandel. Nein, das Scheitern wirkt sich gesamtstatistisch in der Wahrnehmung aller Projekte aus. Deshalb ist die Unterscheidung so wichtig. Sie ist deshalb so wichtig weil das Image ausschlaggebend für den Wunsch nach Transformation ist. Für die initiale Zündung. Wird diese als von vorne herein gescheitert Wahrgenommen tendiert man dazu es erst gar nicht zu probieren und somit ist die Veränderungswelle im Ganzen gefährdet. 

Es ist eine richtige Herausforderung in den Vorgesprächen- Auftragsklärung zu erkennen, wer will wirklich tiefgreifende eine Veränderung der Organisationskultur / Struktur und wer will nur ein Agile Washing oder New Wash. Und es ist eine Entscheidung von uns allen für was wir unsere Kraft, Aufmerksamkeit und Zeit investieren. Diese Entscheidung wirkt sich nicht nur auf das einzelne Projekt aus senden auf den Erfolg der gesamten Bewegung, die in meinen Augen der Sprung in eine ganz neue soziale Dimension sein kann, aus.

Somit gilt für mich:

NO AGILE WASHING.
NO NEW W-ASH.